Libertarismus vs. Liberalismus

Liberalismus ist Liberalismus und Libertarismus ist Libertarismus. Das ist wie Kommunismus und Sozialismus. Die sind bekanntlich auch nicht dasselbe, wenn es auch Übereinstimmungen gibt. Man könnte meines Erachtens den Libertarismus auch als "liberalen" Extremismus bezeichnen. Ich lehne jedoch jede Form von Extremismus (und Fanatismus) ab. Das ist aber natürlich nur meine Meinung. Sicher kann man es auch anders sehen. Der Libertarismus vertritt meines Wissens einen Freiheitsbegriff nach dem Motto "Friß, Vogel, oder stirb." Beim Libertarismus fehlen für mich die liberalen Grundwerte Gleichheit im Sinne von Chancengleichheit und Brüderlichkeit im Sinne von Solidarität und Subsidiarität. Libertaristen - wie ich sie nenne - lehnen meines Wissens nicht nur das "Volksheim" und den Wohlfahrtsstaat, sondern auch den (liberalen) Sozialstaat ab, also einen Staat, der zwar nicht selbst quasi bevormundend für die soziale Sicherheit seiner Bürger sorgt (Zwangssystem wie z. B. die so genannte Bürgerversicherung), aber seine Bürger auch nicht im Regen stehen läßt und daher sicherstellt, daß jeder für seine soziale Sicherheit vorsorgen kann. Libertaristen gehen von einem Menschenbild aus - übrigens ähnlich wie Kommunisten -, daß mit Blick auf die Stärken und Schwächen der Menschen nicht der Realität entspricht. Deshalb halte ich gewisse "Spielregeln" für notwendig, damit Notlagen einzelner Menschen nicht ausgenutzt werden. Was nutzen alle liberalen Freiheiten, Menschen- und Bürgerrechte, wenn man Angst um seine wirtschaftliche Existenz, vor materieller Not haben muß? Mit Sozialismus und dessen Idee der sozialen Gerechtigkeit im Sinne von Ergebnisgleichheit und Gleichmacherei hat das gar nichts zu tun.

 

Die Libertaristen sind nach meinem Verständnis davon überzeugt, daß Freiheit sich selbst erhält. Sie sind daher bestenfalls für einen "Nachtwächterstaat". Kapitalismus ohne (staatliche) Regeln entwickelt sich aber schnell zum Monopolkapitalismus. Vielfalt und Wettbewerb gehen verloren. Konzerne, Unternehmen ohne Unternehmer ("Kapitalgesellschaften") und "Heuschrecken" haben leichtes Spiel. Opfer sind der Mittelstand, die Kunden und die Arbeitnehmer. Die (liberale) Marktwirtschaft ("Konkurrenzkapitalismus") setzt auf Vielfalt, Transparenz und Wettbewerb. Sie braucht deshalb einen starken demokratischen und freiheitlichen Rechts- und Sozialstaat auch und gerade im Bereich der Wirtschafts- und Sozialordnung, der den Rahmen für größtmögliche Freiheit setzt und aufrechterhält. In ihr haben Kartelle und Monopole keinen Platz. Das Soziale ist systemimmanent. Insoweit ist der Begriff "Soziale Marktwirtschaft" ein Pleonasmus.

 

Liberale Marktwirtschaft