Berufswunsch- und wirklichkeit

Was wollte ich beruflich machen?

 

Früh war klar, daß ich mein Abitur mache, die Allgemeine Hochschulreife erwerbe. Mein Lieblingsfach wurde nach dem Sachunterricht in der Grundschule das Fach "Geschichte". Auch das Fach "Deutsch" lag mir. Später kamen die Fächer "Politik" und "Sozialwissenschaften" dazu.

 

Also lag es nah, nach bestandenem Abitur ein Studium zu beginnen. Gymnasiasten wurden Studenten.

 

Was wollte ich werden? Bundeskanzler oder doch lieber Lehrer.

 

Um Bundeskanzler zu werden, hatte ich mir möglicherweise die falsche Partei ausgesucht. Ich war Mitglied der F.D.P.

 

Studium? Deutsch und Geschichte auf Lehramt oder Rechts-, Staats- und Geschichtswissenschaft mit dem Ziel, Berufspolitiker zu werden.

 

Rechtsanwalt? Staatsanwalt? Richter? Eher nicht.

 

Dann kam ein Besuch der Universität zu Köln mit meinem 1. Leistungskurs Geschichte und unserem Tutor Dr. Dietrich Fischer. Das war ziemlich abschreckend. Überfüllte Hörsäle. Viel zu viele Menschen.

 

Hinzu kam, daß es seinerzeit zu viele Lehrer für zu wenige Stellen gab. Die Wahrscheinlichkeit, nach dem Studium auch als Lehrer arbeiten zu können, erschien äußerst gering.

 

Was tun?

 

Mein Vater arbeitete seit dem 30. Mai 1950 in der und für die DKV. Er hat sich vom Registraturgehilfen in der Filialdirektion Nürnberg bis zum Leiter des Büros "Fachliche Weiterbildung" der Abteilung Bildungswesen in der Hauptverwaltung in Köln hochgearbeitet.

 

Meine Schwester hatte dort eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau gemacht, nachdem auch sie zunächst ein Lehramtsstudium (Englisch und Französisch (?)) erwogen hatte, arbeitete aber inzwischen im Außendienst für ein anderes Unternehmen.

 

Einen Ausbildungsplatz zu bekommen, war zu jener Zeit nicht einfach. Es gab deutlich mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. 80 und mehr Bewerbungsschreiben ohne Erfolg waren keine Seltenheit.

 

Als sogenanntes Mitarbeiterkind (Miki) hatte man den Vorteil, auf jeden Fall an einem Bewerbungstest teilnehmen zu können.

 

So wurde ich Auszubildender zum Versicherungskaufmann bei der Hauptverwaltung der DKV.

 

Ich war Teil von zwei Auszubildenden-Gruppen, die während ihrer Ausbildung für einen Monat in eine Filialdirektion gingen, ungefähr zwei Wochen im Innen- und ungefähr zwei Wochen im Außendienst.

 

Im Unterschied zu den anderen Auszubildenden begann unsere Ausbildung mit einem Berufsschulblock, Berufsbildende Schule IV, Wormser Straße/Zugweg. Dort bildeten wir eine Klasse.

 

Ich wurde zum Klassensprecher gewählt, später auch zum Sprecher meiner Gruppe.

 

Der Filialeinsatz fand mit einem Kollegen in Augsburg statt. Die Erfahrungen, die ich dort machen durfte,  habe ich während meines Berufslebens immer wieder gut gebrauchen können.

 

Meine Entscheidung, eine Ausbildung bei  der DKV zu machen, obgleich ich dies ursprünglich gar nicht wollte, war zugleich gut und schlecht.

 

Gut war sie, weil ich dort während der Ausbildung meine spätere Frau kennengelernt habe und weil ich als Betriebsjournalist arbeiten und mich zum Kommunikations- und Politikberater entwickeln konnte.

 

Schlecht war sie, weil mich die Arbeit und vor allem die Rahmenbedingungen letztendlich krank, arbeits-, berufs- und erwerbsunfähig gemacht haben. Dabei spielte auch eine große Rolle, das die DKV für mich fast wie ein Familienmitglied war, ich mit ihr groß geworden bin und mich sehr stark mit ihr identifiziert habe.

 

So habe ich es auch ernst genommen und daran geglaubt, als es hieß, sie würde sich als Internationaler Gesundheitsmanager und dann als Das Unternehmen Gesundheit® positionieren. Das war ein großer Fehler…

 

Mir haben meine Aufgaben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und der Unternehmenskommunikation sehr viel Spaß gemacht, immer wieder habe ich mich darum bemüht, meinen Aufgaben- und Verantwortungsbereich zu erweitern. Möglicherweise habe ich zu gern zu viel gearbeitet…

 

Einen großen Einschnitt stellte die Gründung der Ergo Versicherungsgruppe zum 27. Januar 1998 dar. Als DKVer quasi von Geburt wurde ich zum Dinosaurier, zu einem Fossil in einem neuen Unternehmen, das sehr stark von Victorianern geprägt wurde.

 

Die Gründung diente dazu, die Victoria vor der Übernahme durch ausländische Investoren zu schützen.

 

Edgar Jannott, Vorstandsvorsitzender der Victoria Versicherungs AG und damit für alle Victoria-Gesellschaften zuständig, arrangierte gemeinsam mit Hans-Jürgen Schinzler, Vorstandsvorsitzender der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft, den Zusammenschluß von Victoria/D.A.S. und Hamburg Mannheimer/DKV zur Ergo als Teil der Münchener-Rück-Gruppe. Vorgänger von Hans-Jürgen Schinzler war Horst Jannott, Bruder von Edgar Jannott.

 

Hamburg-Mannheimer und DKV waren bereits seit dem Jahr 1932 miteinander verbunden. Die Verbindung der DKV zu Allianz und Münchener Rück reichten bis zum Jahr 1952 zurück. Im Jahr 1992 wurde die DKV Teil des Allianz-Konzerns. Vier Jahre später wird sie Teil der Münchener-Rück-Gruppe, weil die Allianz die Vereinte Gruppe übernahm.

 

War die Ergo deshalb zunächst als reine Finanzholding gedacht, verselbständigte sich die Entwicklung. Die Nachfolger von Edgar Jannott entwickelten eigene Ambitionen. Eine Salami-Taktik nahm ihren Lauf.

 

Standen sich zuerst die Axa- und die Ergo-Strategie als gegensätzliche Formen einer Unternehmensfusion gegenüber, näherte sich die Vorgehensweise der Ergo immer mehr der von Axa an, gefördert, vielleicht auch gefordert von der Münchener Rück.

 

Marken wurden beseitigt, Funktionsbereiche immer stärker zentralisiert, bis die ehemaligen Versicherungsunternehmen nur noch als Rechtsträger fungierten und gar keine Mitarbeiter mehr hatten.