Zitate von Hans-Dietrich Genscher

"Der Liberalismus ist die umfassendste Alternative zu jeder Form der Unfreiheit."

(Unbekannter sehr leidenschaftlicher Redner der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP) in der SBZ - wahrscheinlich in Halle - im Winter 1945/1946, von Hans-Dietrich Genscher zitiert und wichtig für seinen Entschluß, in dieser Partei am 30. Januar 1946 Mitglied zu werden)

 

"Seine Würde, das Verlangen nach Freiheit und Gerechtigkeit, ist jedem Menschen angeboren."

 

"Liberale wissen, verantwortliche Politik muss der Freiheit und der Würde jedes einzelnen Menschen dienen."

 

"Keine Macht der Welt kann Menschenwürde und Freiheit auf Dauer stoppen."

 

"Die Geschichte wird uns nicht messen an kleinen taktischen Erfolgen hier und dort, sie wird uns allein daran messen, ob es uns gelungen ist, die Weltkatastrophe zu vermeiden und das Leben für alle menschenwürdiger zu gestalten."

 

"Vor uns liegt die Aufgabe, die Menschenrechte nicht nur zu formulieren, sondern sie durchzusetzen."

 

"Freiheit ist mehr als 'Besser verdienen'."

 

"Den guten Lotsen erkennt man an der ruhigen Hand und nicht an der lautesten Stimme."

 

"Probleme suchen sich ihre Koalitionen, und Koalitionen gehen zu Ende, wenn die Partner sich ihre Probleme suchen."

 

"Unsere Zukunft ist Europa, eine andere haben wir nicht."

(Interview mit Deutschlandradio Kultur am 10.11.2015)

 

"Europa zurückabzuwickeln - das wäre ein schrecklicher und historischer Irrtum."

 

"In dieser Nacht wird die Teilung Europas für immer überwunden sein. Nicht das alte oder das neue Europa, sondern das junge Europa beginnt eine neue Zukunft."

 

"Wann, wenn nicht jetzt, hat die Stunde der dauerhaften europäischen Stabilitätssicherung geschlagen?"

 

"Ich möchte die Politiker bitten, in ihre Völker hineinzuhören, die in ihrer europäischen Gesinnung viel weiter sind."

 

(Im August 2006 in Weimar in einem Appell an die Regierungen von Polen, Frankreich und Deutschland, ihre Verantwortung als Motor der Europäischen Union wahrzunehmen.)

 

"Das Europa von heute hat eine Botschaft. Das ist das Europa der gleichen Würde der Menschen, der Völker, der Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie. (...) Die Welt wird nur stabil, wenn sie von allen Völkern als gerecht empfunden werden kann und wenn alle erkennen, dass Groß und Klein gleichberechtigt und ebenbürtig sind."

(Im November 2006 in einem dpa-Interview.)

 

"Uns wird immer stärker bewußt, daß die Menschheit, unabhängig von den politischen Systemen, sich zu einer Überlebensgemeinschaft hinentwickelt hat."

 

"Die Welt des 21. Jahrhunderts wird nur dann ihre Stabilität bewahren können, wenn sie von der Stärke des Rechts und nicht vom Recht des Stärkeren bestimmt wird."

(Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau im Jahr 2009)

 

"Gerade weil die Bundesrepublik keine Weltmacht ist, müssen wir stets wissen, was die Welt macht."

 

"Die Presse ist die Artillerie der Freiheit."

 

"Wenn ich zu entscheiden hätte, ob wir eine Regierung ohne Zeitungen oder Zeitungen ohne eine Regierung haben sollten, würde ich ohne Zögern das letztere vorziehen."

 

"Zu einem immer neuen Gespräch gibt es keine Alternative."

((Interview mit dem Zeit Magazin vom 12.5.2011)

 

"Es gilt, auf dem klein gewordenen Raumschiff Erde die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, von denen wir alle zusammen abhängen."

 

"Wir, die wir heute leben, tragen nicht nur Verantwortung gegenüber unseren Zeitgenossen, wir tragen sie auch gegenüber allen nachfolgenden Generationen."

 

"Ich halte nichts von Schwärmerei. Wie oft haben Walter Scheel und ich uns anhören müssen: Ja, als der Heuss noch am Ruder war, das waren Zeiten!"

(In einem Interview mit dem Magazin der "Süddeutschen Zeitung" im Herbst 2015 auf die Frage, ob es früher besser gewesen sei.)

 

"Selbstgerechtigkeit ist nicht eine neue Spielart der Gerechtigkeit, sondern oft der Anfang von neuem Unrecht."

 

"Wir sind kein Einwanderungsland. Wir können es nach unserer Größe und wir können es wegen unserer dichten Besiedlung nicht sein. Deshalb geht es darum, ohne Eingriffe in die Rechte des einzelnen und der Familie, ohne Verletzung der Grundsätze der Toleranz zu einer Verminderung der Ausländerzahlen zu kommen."

(vor dem Deutschen Bundestag zur "Fortentwicklung des Ausländerrechts" am 5. Oktober 1984, Stenographischer Bericht, S. 6587 (B))

 

 

"Das war eine große, wichtige, gute Entscheidung. Sie zeigt, dass wir uns der Verantwortung stellen. Aber die Flüchtlinge gehen nicht nur Deutschland, Österreich, Schweden etwas an, sondern alle Staaten in Europa, in der Welt."

(Im September 2015 lobte Genscher die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel im Interview mit der "Welt".)

 

"Unser Volk ist ein Volk des guten Beispiels geworden."

(Im September 2015 in Berlin zur Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland.)

 

"Wer vom Standort Deutschland spricht, darf den sozialen Frieden als Pluspunkt nicht vergessen."

 

"Eine Armee besteht nicht in erster Linie aus Waffen, sondern aus Menschen, aus den Soldaten und ihren Familien."

 

"Das Industriezeitalter, aus dem wir jetzt heraustreten, war ein Zeitalter der Massen. Auf dieses Zeitalter der Vermassung folgt jetzt ein Zeitalter neuer Individualität, ein Zeitalter der 'Ent-Massung'."

 

"Der technologische Fortschritt muß an seinem Nutzen für den Menschen gemessen, das heißt, er muß qualitativ bewertet werden."

 

"Die Abschottung der Schulen von der technischen Entwicklung ist eine der Ursachen für irrationale Technologiefeindlichkeit."

 

"Die Möglichkeiten, die die moderne Technik den Menschen verleiht, fordern eine neue Ethik."

 

"Die Zukunft kann besser sein und sie wird besser sein, wenn wir die neuen Technologien richtig verwenden."

 

"Eine Zeit, die dynamisch fortschreitet, verlangt Beweglichkeit und kreatives Herangehen, auch an die Formen der Zusammenarbeit."

 

"Es gilt, den technischen Fortschritt ganz gezielt zum Instrument für den humanen Fortschritt zu machen."

 

"Technische Entwicklungen sind weder gut noch böse an sich. Entscheidend ist, daß sie richtig benutzt, daß sie auch moralisch beherrscht werden. Dann wird aus neuer Technik Fortschritt."

 

"Wenn wir die Herausforderung des Informationszeitalters bestehen wollen, dann muß die erste Forderung sein: Zur Tugend des Mutes zurückzukehren, zum Mut, unsere Vernunft zu gebrauchen, zum Mut, uns der Zukunft zu stellen."

 

"Der Aufbau der Informationswirtschaft und -gesellschaft muß zum zentralen Ziel einer Strategie werden, die alle Bereiche der Politik durchdringt."

 

"Nach dem, was geschehen war in Deutschland bis 1945, nun wieder israelische Sportler in Lebensgefahr, bedroht - hier in Deutschland. Das war ein unerträglicher Gedanke. (...) Für mich war das der schrecklichste Tag meiner langen Amtszeit als Mitglied der Bundesregierung."

(Im August 2012 in einer ARD-Fernsehdokumentation zu den Terroranschlägen bei den Olympischen Spielen in München im Jahr 1972. Genscher war damals als Bundesinnenminister im Krisenstab.)

 

"Die Geschichte gewährt uns keine Pause, und erst recht gibt es kein Ende der Geschichte."

(auf einer Festveranstaltung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im Jahr 2009)

 

"Weder in der deutschen Braukunst noch in der deutschen Außenpolitik gibt es ein bayerisches Monopol."

 

"Der Schröder hat seinen Lafontaine an der Saar. Und der Lafontaine hat seinen Schröder an der Leine."

"Wer selbst nicht brennt, kann andere nicht überzeugen."

 

"Wer Verantwortung trägt, muss sich kraftvoll hinstellen und kämpfen."

 

"Politische Führung bedeutet gerade in Zeiten des Umbruchs geistige Führung."

 

"Mir macht der Parteitag richtig Spaß. (...) Das ist der Spaß an der liberalen Sache. Deshalb möchte ich die Partei auch bitten, um das Wort 'Spaß' keine Tabuzone zu errichten. Griesgram und Sauertopf werden nicht gewählt."

(Im Mai 2002 als FDP-Ehrenvorsitzender auf dem FDP-Parteitag in Mannheim.)

 

"Worauf es ankommt, ist, daß wir uns der Herausforderung bewußt werden und daß wir sie bestehen wollen."

 

"Das Leben hat mir nichts geschenkt, aber viel gegeben."

 

"Die Arbeit muß Spaß machen. Dann wächst man in fast jede Aufgabe hinein."

 

"Ich habe mir einmal geschworen: Solange du Politik machst, stehst du im Telefonbuch. Damit die Leute dich anrufen können."

(In einem Interview mit "Die Zeit" im Jahr 2015.)

 

"Der Politiker ist bei dem, was er mitzuteilen hat, in einer schwierigen Lage: Er weiß entweder mehr, als er sagen darf, oder er weiß, dass das, was er sagt, eigentlich nicht das ist, was er sagen möchte."

 

"Mein Eindruck ist, die Zahl der Genscheristen wird immer größer."

(nach 15jähriger Amtszeit)

 

"Auf Tiere könnte ich nie schießen, die müßten schon Selbstmord machen."

(Genscher war Stiftungsratsvorsitzender des WWF.)

 

"Was die Kosmetik für die Damen, ist der Regierungssprecher für die Regierung."

 

"Mein Verhältnis zur französischen Sprache ähnelt dem zu meiner Frau. Ich liebe sie, aber ich beherrsche sie nicht."

 

"Diplomatisch esse ich sehr gezielt. Zugeschlagen wird zu Hause."

 

"Ich habe alle Bände von Karl May gelesen und hätte als kleiner Junge in Halle niemals erträumt, einmal selbst soviel zu reisen wie Karl May in seiner Phantasie. Mein Lieblingsheld war Old Shatterhand - wegen der durchschlagenden Wirkung."

(Mittelbayerische Zeitung, 22./23.2.1992)

"Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß heute Ihre Ausreise [… möglich geworden ist.]"

(Das Satzende ging im Jubel der etwa 4000 ausreisewilligen DDR-Bürger unter. Auf dem Balkon der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag am 30.9.1989 um 18.58 Uhr, ZDF-Nachrichten-Sendung "heute" vom 30.9.1989)