Runder Tisch G8

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Sent: Tuesday, May 06, 2014 1:42 PM
Subject: E-Mail an Frau Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Runder Tisch G8
 
Sehr geehrte Frau Löhrmann,
 
schön, daß es am Runden Tisch wohl Einigkeit darüber gab, daß es rund um das Thema G8 für Schüler, Lehrer und Eltern unbefriedigende Zustände und Mißstände gibt und dringender Handlungsbedarf besteht.
 
Daß es angeblich bis zum Herbst dauern soll, eine Bestandsaufnahme zu machen, hat mich dann wiederum sehr erstaunt. Das spricht - sehen Sie mir meine Direktheit bitte nach - nicht gerade für Ihr Ministerium. Sie sollten den Ist-Zustand kennen.
 
Wenn ich das Interview mit Ihnen, das heute in WDR2 gesendet wurde, richtig verstanden habe, dann haben Sie bereits im Jahr 2010 festgestellt, daß es rund um die Umsetzung der Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien von neun auf acht Jahre bis zum Abitur erhebliche Defizite gibt und eine Optimierung eingeleitet.
 
Diese Optimierung dauert nun bereits fast vier Jahre. Kann das sein?
 
Den Schülern, Lehrern und Eltern an den Gymnasien hilft das leider aktuell gar nicht. Denn sie müssen weiter mit der aus meiner Sicht völlig mißglückten Schulzeitverkürzung leben und unter ihren Folgen leiden.
 
Warum haben Sie, wenn Sie im Jahr 2010 zu der Erkenntnis gelangten, daß die Umsetzung nicht professionell vorbereitet worden ist, die Reform nicht zunächst rückgängig gemacht bzw. ausgesetzt?
 
Es ist mir unbegreiflich und es ist meines Erachtens auch verantwortungslos, daß bei dieser Reform der zweite, vielleicht sogar der dritte Schritt vor dem ersten gemacht worden ist. Frei nach dem Motto "Friß Vogel oder stirb." hat man die Gymnasien und damit Lehrer, Eltern und Schüler nach der Reform alleine gelassen. War das mit einem Mehr an Autonomie für die einzelne Schule gemeint?
 
Wieder einmal wurden und werden Schüler, Lehrer und Eltern zu Versuchskaninchen vermeintlicher Bildungs- und Schulpolitiker gemacht, die ganz offensichtlich sehr weit weg von der Praxis in den Schulen, in den Gymnasien sind. Man kann doch nicht von den Gymnasien erwarten, daß sie mal so nebenbei neue Lehrpläne entwickeln und Unterrichtsinhalte und -methoden an die Schulzeitverkürzung anpassen.
 
Und dann hat man nicht den Mut, Fehler oder Versäumnisse einzugestehen und das Rad zurückzudrehen, um diese Mißstände zu beseitigen, um dafür zu sorgen, daß die Schüler innerhalb angemessener Zeiten die sinnvollen und für das Abitur notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben können.
 
Es geht um Menschen, es geht um unsere Kinder, es geht um unsere Gesellschaft, um unsere gemeinsame Zukunft!
 
Abschließend stellt sie mir noch eine Frage: Warum haben Sie aus den Erfahrungen rund um G8 nichts für das Thema "Inklusion" gelernt?
 
Es mag zwar sein, daß die damals bei CDU und FDP zuständigen Damen und Herren zu wenig auf die Praktiker vor Ort gehört und es sich letztendlich zu leicht gemacht haben, aber Sie und Ihre zuständigen Kolleginnen und Kollegen bei SPD und Bündnis 90/Die Grünen sind gerade dabei, bei der Umsetzung der Inklusion genau den gleichen Fehler zu machen. Warum?
 
Die Leidtragenden sind die Schüler mit und ohne Förderbedarf, die Lehrer und die Eltern. Hinzu kommen die Gemeinden, bei denen von Selbstverwaltung doch ohnehin kaum noch die Rede sein kann und für die das Konnexitätsprinzip schon lange keine wirkliche Bedeutung mehr hat.
 
Ich persönlich halte sehr viel von der Idee der Inklusion - im Interesse aller Beteiligten und unserer Gesellschaft. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern, in denen Kinder mit Förderbedarf teilweise gar nicht zur Schule gehen dürfen bzw. können, sind wir mit unseren Förderschulen schon sehr fortschrittlich und vorbildlich gewesen.
 
Bitte machen Sie auch hier einen Schritt nach dem anderen und fangen Sie mit dem ersten Schritt an. Machen Sie bitte keine Reform nur um der Reform willen, nur um sagen zu können, daß die entsprechende UN-Konvention umgesetzt worden ist.
 
Nehmen Sie die Betroffenen mit ins Boot, machen Sie sie zu Beteiligten, beachten Sie die Hinweise und Anregungen von denen, die Ihre Reform umsetzen und mit ihr leben und arbeiten müssen.
 
Dies gilt für G8 bzw. G9 und dies gilt für das hochsensible Thema Inklusion! Lassen Sie unsere Kinder nicht in den sprichwörtlichen Brunnen fallen! Dafür sind unsere Kinder - und zwar alle Kinder - und ihre Bildung zu wichtig!!!
 
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Geduld. Für Fragen und nähere Einzelheiten stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.
 
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Gerstenhöfer
 
 
----- Original Message -----
Sent: Monday, May 05, 2014 9:59 AM
Subject: G8 oder G9 - Wir sagen ja
 
Guten Tag!
 
Die folgende Position gefällt mir sehr gut:
 
https://www.piratenfraktion-nrw.de/2014/05/g8-oder-g9-wir-sagen-ja/

Eines ist für mich - sowohl als Vater als auch als "Bildungspolitiker" - klar, es kann und darf nicht so bleiben, wie es zur Zeit ist ...
 
Ich wünsche für den Runden Tisch heute viel Erfolg - im Interesse der Schüler, der Lehrer, der Eltern und unserer Gesellschaft!
 
Vielen Dank für Ihr Verständnis, Ihre Unterstützung und Mühe. Für Fragen und nähere Einzelheiten stehe ich bei Interesse Ihnen und Ihren Mitarbeitern sehr gern zur Verfügung.
 
Mit freundlich-liberalen Grüßen
Ihr Wolfgang Gerstenhöfer
liberal - sozial und trotzdem freiheitlich