E-Mail vom 25.1.2007

Sehr verehrter Herr Bundespräsident, sehr geehrter Herr Dr. Köhler,
 
Sie sind unsere letzte Hoffnung. Erfreulicherweise sehen Sie Ihr Amt nicht nur auf Repräsentation und blindes Unterschreiben beschränkt, sondern sehen sich auch als Staatsoberhaupt und Hüter unserer Verfassung. Deshalb wenden wir uns vertrauensvoll an Sie. Es geht um die geplante Gesundheitsreform.
 

Sicher wissen Sie, daß es inzwischen mehrere Rechtsgutachten gibt, die die vorgesehenen Eingriffe in das System der privaten Krankenversicherung und damit auch in unsere Verträge für verfassungswidrig halten.

 

Bitte verhindern Sie, daß die Vertrags- und Berufsfreiheit angetastet wird (Mitgabe der Alterungsrückstellung/Trennung in Basis- und Zusatzschutz). Bitte schützen Sie das Recht auf Eigentum und helfen Sie mit, Beitragserhöhungen von bis zu 70 Prozent bei Privatversicherten zu vermeiden (Mitgabe der Alterungsrückstellung) und die Existenz von Arztpraxen und Apotheken zu schützen (Vergütungen auf Kassenniveau bzw. Abschaffung der PKV durch zusätzliche Hürden bei einem Wechsel ("3-Jahres-Frist")).

 

Bitte überlassen Sie das Thema nicht einer Frau, die laut Focus für den Kommunistischen Bund Westdeutschlands kandidiert und das Bekenntnis zum Grundgesetz und zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung verweigert hat.

 

Vor diesem Hintergrund erstaunt es uns nicht (mehr), daß von dieser Seite mit allen Mitteln die Beseitigung der privatwirtschaftlich organisierten Krankenversicherung betrieben und auch sehr leichtfertig mit den Bestimmungen unseres Grundgesetzes umgegangen wird. Lassen Sie sich nicht zum Erfüllungsgehilfen dieser Kreise machen.

 

Bitte sorgen Sie dafür, daß das einzige Krankenversicherungsmodell, das der demographischen Entwicklung in Deutschland und damit der Zukunft gewachsen ist und einen erheblichen finanziellen Beitrag zu Vielfalt und Qualität des deutschen Gesundheitswesens leistet, erhalten bleibt.

 

 

Noch ein paar Sätze zum Thema "Wettbewerb innerhalb der PKV": Sie können versichert sein, daß sich ein mündiger Bürger bei dem Wechsel in die private Krankenversicherung sehr wohl bewußt ist, daß der Aufbau der Alterungsrückstellung dazu führt, daß ein Wechsel in höherem Alter zu einem anderen Krankenversicherer mit Nachteilen verbunden ist. Daraus hat die private Krankenversicherung noch nie einen Hehl gemacht.

Dafür hat die private Krankenversicherung im Gegensatz zu anderen Individualversicherungen bereits vor Jahrzehnten auf eine Kündigungsmöglichkeit im Schadensfall verzichtet und garantiert die einmal vertraglich vereinbarten Leistungen im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung ein Leben lang.


Ich halte es für alles andere als verbraucherorientiert, wenn man nun dafür sorgen will, daß alle höhere Beiträge zahlen müssen, nur weil einige meinen, nach einigen Jahren ihren Krankenversicherer wechseln zu müssen. Das hat nichts mit Wettbewerb zu tun.


Gerade die private Krankenversicherung lebt von Empfehlungen. Sicher ist das keine Garantie dafür, daß es nur zufriedene Kunden gibt. Unzufriedene Kunden gibt es aber auch in Branchen, in denen ein Anbieterwechsel jederzeit und ohne Nachteile möglich ist. Dafür gibt es in kaum einer anderen Branche ein so hohes Maß an Aufsicht (BaFin/Ombudsmann).

Letztendlich wurde und wird niemand gezwungen, sich für eine private Krankenversicherung zu entscheiden. Im Gegenteil: Einem Großteil der Bevölkerung wird die Möglichkeit sogar verboten - schlimm genug.

Sie können aber davon ausgehen, daß sich diejenigen, die sich für einen Wechsel entschieden haben, genau überlegt haben, welche Vorteile und welche Nachteile damit verbunden sind. Offensichtlich haben die Vorteile überwogen.

Sicher wäre es optimal, wenn es nur Vor- und gar keine Nachteile gebe - und das nicht nur bei der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung. Diesen
Zustand werden wir aber wohl nie erreichen. Wie heißt es so passend: Wo Licht ist, ist auch Schatten.


Verbesserungen sind in Ordnung. Hier gibt es nach meinem Kenntnisstand auch konkrete Vorschläge des Verbands der privaten Krankenversicherung. Verschlimmbesserungen und gut gemeinte, aber eben nicht gute Systemänderungen sind kontraproduktiv.

 

Lassen Sie nicht zu, daß ein vielleicht nicht optimales, aber immerhin funktionierendes System ohne Not zerstört oder auch nur geschwächt wird, ohne daß die gesetzliche Krankenversicherung und vor allem das Umlageverfahren auch nur ein bißchen besser funktionieren würde.

Ob im Nahen Osten, in Indien, China oder in anderen Staaten – weltweit geht der Trend dahin, Strukturen nach dem Vorbild der deutschen privaten Krankenversicherung aufzubauen.

 

Eigenverantwortung, Eigeninitiative und privatwirtschaftliches Handeln bekommen einen immer größeren Stellenwert. Und gerade das deutsche System hat oft Modellcharakter. Es gilt im Vergleich zu staatlichen Systemen als zuverlässiger und zukunftsfester. Dementsprechend gefragt ist das Wissen deutscher privater Krankenversicherer.

 

Und in Deutschland wird es direkt oder – fast noch schlimmer – indirekt abgeschafft? Das kann doch nicht wahr sein!

 
Bitte sorgen Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dafür, daß ein verfassungswidriger Eingriff in das System der privaten Krankenversicherung und damit in die Rechte der Privatversicherten unterbleibt.
 
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Verständnis. Bei Bedarf oder Interesse stehen wir Ihnen und Ihren Mitarbeitern sehr gern für Fragen und nähere Einzelheiten zur Verfügung.
 
Mit vorzüglicher Hochachtung und freundlichen Grüßen
Ihre Marion und Wolfgang Gerstenhöfer
 
Zaunkönigweg 5
50189 Elsdorf
 
Nur am Rande: Würden diese vom Gesetzgeber vorgesehenen Änderungen von einem Unternehmen der privaten Krankenversicherung eingeführt werden, würde dies vom zuständigen Treuhänder bzw. von der Aufsichtsbehörde (BaFin) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als sogenannte "erzwungene Wohltat" abgelehnt werden - zu Recht.

E-Mail vom 31.10.2006

Sehr geehrte Frau Frechen,
 
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Bitte geben Sie mir die
Möglichkeit, Ihnen für die bevorstehende Beratung im Deutschen Bundestag
noch ein paar Gedanken und Informationen mit auf den Weg zu geben.

 

Sie schreiben, daß Sie eine Verfechterin für unser solidarisches
Gesundheitssystem sind, das zu den besten in der Welt zählt.
 
Was meinen Sie mit "solidarisches Gesundheitssystem"? Meinen Sie unser
Gesundheitswesen, meinen Sie die gesetzliche oder meinen Sie die gesetzliche und die private Krankenversicherung? Einige Anmerkungen dazu: Zum einen ist die private Krankenversicherung mindestens so solidarisch wie die Gesetzliche. Ich bin sogar überzeugt davon, daß sie solidarischer ist. Dazu später mehr. Zum anderen sollten Sie wissen, daß unser Gesundheitswesen bei  weitem nicht mehr so gut ist, wie es im internationalen Vergleich einmal war.
 
Glauben Sie wirklich, daß das Gesundheitswesen ohne Privatpatienten das
derzeitige Niveau halten bzw. das hohe Niveau wieder erreichen kann?
 
Sie schreiben weiter: Ich möchte, daß alle Menschen unabhängig von ihrer
persönlichen finanziellen Situation alle Leistungen bekommen, die
medizinisch sinnvoll und notwendig sind und am medizinischen Fortschritt
teilhaben können. Wie sich das umsetzen läßt, da gehen die Meinungen
auseinander. Aber für mich ist klar, daß es nur dann geht, wenn Gesunde für
Kranke, Reiche für Arme und Junge für Alte einstehen.
 
Nach wie vor bin ich davon überzeugt, daß die private Krankenversicherung
nicht nur aufgrund des Kapital- bzw. Anwartschaftsdeckungsverfahrens besser mit den Folgen der demographischen Entwicklung fertig wird, sondern auch das gerechtere System ist. Man zahlt einen risikogerechten Beitrag, der - soweit notwendig - an steigende Versicherungsleistungen angepaßt wird und damit den medizinischen Fortschritt mit abdeckt.
 
Der Solidarausgleich findet - wie es sich für eine Krankenversicherung
gehört - zwischen Gesunden und Kranken statt. Der Ausgleich zwischen arm und reich gehört nicht in die Krankenversicherung, sondern muß über das
Steuersystem und mögliche Transferleistungen sichergestellt werden. Die Last kann so auf wesentlich mehr und belastbarere Schultern verteilt werden.
 
Sie halten es weiter für unredlich, wenn man behauptet, daß das
Umlageverfahren nicht mehr funktioniert, nur weil man selbst ein anderes
bevorzugt.
 
Sehr geehrte Frau Frechen, ich behaupte nicht, daß das Umlageverfahren nicht mehr funktioniert, weil ich mich für das Anwartschaftsdeckungsverfahren
entschieden habe. Ich habe mich für dieses Finanzierungsverfahren
entschieden, weil das Umlageverfahren auf Dauer nicht mehr funktionieren
kann.
 
Unredlich ist es, wenn man sich aus ideologischen Gründen den Fakten
verschließt. Ich hoffe, daß Sie dies nicht tun. Fakt ist, daß das
Umlageverfahren die demographischen Realitäten des 19. Jahrhunderts
spiegelt - einer Zeit starken Bevölkerungswachstums, geringer
Lebenserwartung und einfacher medizinischer Versorgung. Viele junge
Beitragszahler, die gar keine oder nur geringe Leistungen in Anspruch
nahmen, trugen die Kosten, die überwiegend von einer relativ kleinen Gruppe
älterer Versicherter verursacht wurden. Heute im 21. Jahrhundert sehen die
Rahmenbedingungen in Deutschland ganz anders aus. Die Leistungsausgaben für immer mehr ältere Menschen müssen von immer weniger jungen Beitragszahlern bezahlt werden - und das für immer längere Zeitspannen, weil die Deutschen immer älter werden. Aus der Bevölkerungspyramide wird mehr und mehr ein Bevölkerungspilz. Hinzu kommt, daß der medizinische Fortschritt seinen Preis hat. Bitte erklären Sie mir, wie Sie zu Ihrem Glauben kommen, das Umlageverfahren funktioniere? Würde es funktionieren, hätten Sie und Ihre Vorgänger sich fast alle Kostendämpfungsgesetze seit den 1970er Jahren  sparen können.
 
Sie schreiben, daß ich von Ihnen noch nie gehört habe, daß Sie die private
Krankenversicherung abschaffen wollen. Das habe ich tatsächlich noch nicht
von Ihnen gehört. Von anderen Mitgliedern Ihrer Partei dafür um so häufiger.
Außerdem müssen Sie sich dann aber erst recht fragen lassen, warum Sie jetzt  Ihre Stimme einer Abschaffung auf Raten geben wollen.
 
Die deutliche Verteuerung durch den Basistarif (die Beitragsdeckelung muß ja finanziert werden) und die Mitgabe der Alterungsrückstellung (als neue
Leistung; übrigens eine "erzwungene Wohltat", die aufsichtsrechtlich
eigentlich gar nicht möglich ist) und die zusätzliche Hürde (Voraussetzung
für einen Wechsel freiwillig gesetzlich krankenversicherter Arbeitnehmer zur
PKV ist künftig, daß ihr Arbeitsentgelt in drei aufeinanderfolgenden Jahren
die Jahresarbeitsentgeltgrenze überschritten hat) werden die private
Krankenversicherung über kurz oder lang beseitigen.
 
Sicher wissen Sie, daß es inzwischen mehrere Rechtsgutachten gibt, die die
vorgesehenen Eingriffe in das System der privaten Krankenversicherung und
damit auch in die Verträge für verfassungswidrig halten. Wollen Sie
tatsächlich Vertrags- und Berufsfreiheit antasten? Wollen Sie das Recht auf
Eigentum in Frage stellen? Wollen Sie die Existenz von Arztpraxen und
Apotheken aufs Spiel setzen (Vergütungen auf Kassenniveau bzw. Abschaffung der PKV)?
 
Die mir vorliegenden Daten besagen, daß durchaus mit Beitragssteigerungen von sogar bis zu 70 Prozent zu rechnen ist. Bedenken Sie, daß das Durchschnittseinkommen der Privatversicherten "nur" bei rund 36.200 Euro pro Jahr liegt. Das kann in dem einen oder anderen Fall existenzbedrohend sein und erklärt sicher manche Schärfe; rechtfertigt aber sicher keine persönlichen Beleidigungen. Sicher wird Ihnen der Verband der privaten Krankenversicherung gern nähere Informationen zu diesen Daten geben.
 
Noch ein paar Sätze zum Thema "Wettbewerb innerhalb der PKV": Sie können
versichert sein, daß sich ein mündiger Bürger bei dem Wechsel in die private
Krankenversicherung sehr wohl bewußt ist, daß der Aufbau der
Alterungsrückstellung dazu führt, daß ein Wechsel in höherem Alter zu einem
anderen Krankenversicherer mit Nachteilen verbunden ist. Daraus hat die
private Krankenversicherung noch nie einen Hehl gemacht.
 
Dafür hat die private Krankenversicherung im Gegensatz zu anderen
Individualversicherungen bereits vor Jahrzehnten auf eine
Kündigungsmöglichkeit im Schadensfall verzichtet und garantiert die einmal
vertraglich vereinbarten Leistungen im Gegensatz zur gesetzlichen
Krankenversicherung ein Leben lang.
 
Ich halte es für alles andere als verbraucherorientiert, wenn man nun dafür
sorgen will, daß alle höhere Beiträge zahlen müssen, nur weil einige meinen,
nach einigen Jahren ihren Krankenversicherer wechseln zu müssen. Das hat
nichts mit Wettbewerb zu tun.

Gerade die private Krankenversicherung lebt von Empfehlungen. Sicher ist das keine Garantie dafür, daß es nur zufriedene Kunden gibt. Unzufriedene Kunden gibt es aber auch in Branchen, in denen ein Anbieterwechsel jederzeit und ohne Nachteile möglich ist.
 
Letztendlich wurde und wird niemand gezwungen, sich für eine private
Krankenversicherung zu entscheiden. Im Gegenteil: Einem Großteil der
Bevölkerung wird die Möglichkeit sogar verboten - schlimm genug.
 
Sie können aber davon ausgehen, daß sich diejenigen, die sich für einen
Wechsel entschieden haben, genau überlegt haben, welche Vorteile und welche Nachteile damit verbunden sind. Offensichtlich haben die Vorteile überwogen.
 
Sicher wäre es optimal, wenn es nur Vor- und gar keine Nachteile gebe - und
das nicht nur bei der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung. Diesen
Zustand werden wir aber wohl nie erreichen. Wie heißt es so passend: Wo
Licht ist, ist auch Schatten. Das wird für Sie doch gerade bei Ihrer Arbeit
im Petitionsausschuß keine neue Erkenntnis sein.
 
Verbesserungen sind in Ordnung. Hier gibt es nach meinem Kenntnisstand auch konkrete Vorschläge des Verbands der privaten Krankenversicherung.
Verschlimmbesserungen und gut gemeinte, aber eben nicht gute
Systemänderungen sind kontraproduktiv.
 
Lassen Sie nicht zu, daß ein vielleicht nicht optimales, aber immerhin
funktionierendes System ohne Not zerstört oder auch nur geschwächt wird,
ohne daß die gesetzliche Krankenversicherung und vor allem das
Umlageverfahren auch nur ein bißchen besser funktionieren würde.
 
Ob im Nahen Osten, in Indien, China oder in anderen Staaten - weltweit geht
der Trend dahin, Strukturen nach dem Vorbild der deutschen privaten
Krankenversicherung aufzubauen.
 
Eigenverantwortung, Eigeninitiative und privatwirtschaftliches Handeln
bekommen einen immer größeren Stellenwert. Und gerade das deutsche System hat oft Modellcharakter. Es gilt im Vergleich zu staatlichen Systemen als zuverlässiger und zukunftsfester. Dementsprechend gefragt ist das Wissen deutscher privater Krankenversicherer.

 

Und in Deutschland wird es direkt oder - fast noch schlimmer - indirekt
abgeschafft? Das kann doch nicht wahr sein!
 
Bitte sorgen Sie dafür, daß das einzige Krankenversicherungsmodell, das der
demographischen Entwicklung in Deutschland und damit der Zukunft gewachsen ist und einen erheblichen finanziellen Beitrag zu Vielfalt und Qualität des deutschen Gesundheitswesens leistet, dauerhaft erhalten bleibt. Ich gehe davon aus, daß auch Sie sich nicht ohne Grund dafür entschieden haben.
 
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Verständnis. Gern stehe ich
Ihnen und Ihren Mitarbeitern für Fragen und nähere Einzelheiten zur
Verfügung.
 
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Gerstenhöfer

E-Mail vom 19.10.2006

Sehr geehrter Herr Zylajew,
 
vielen Dank für Ihre zeitnahe und ausführliche Antwort. Bitte geben Sie mir die Möglichkeit, Ihnen für die bevorstehende Beratung im Deutschen Bundestag noch ein paar Gedanken und Informationen mit auf den Weg zu geben.
 
Sie schreiben, daß die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sich in den zurückliegenden Verhandlungen zur Gesundheitsreform stets für ein Nebeneinander von GKV und PKV ausgesprochen und einer Zerschlagung der privaten Krankenversicherung eine Absage erteilt hat. Das glauben meine Frau und ich Ihnen gern. Sie schreiben weiter, dass die Vorstellungen der SPD in Hinblick auf die privaten Krankenversicherungen weit negativere Folgen für die PKV gehabt hätten, als der nun erzielte Kompromiss, der für die PKV-Versicherten aus Ihrer Sicht keine gravierenden Nachteile bedeutet.
 
Bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich Ihnen an dieser Stelle deutlich schreibe, daß Sie und Ihre Kollegen, die die Verhandlungen geführt haben, bestimmten Kreisen "auf den Leim gegangen sind". Nicht, daß es das ist, was ich mir wünsche und was gut für die Zukunft des Krankenversicherungssystems Deutschlands wäre, aber es ist fast ehrlicher, die Abschaffung der PKV zu fordern, als eine Beseitigung auf Raten zu ermöglichen, die der erzielte Kompromiß bei einer 1-zu-1-Umsetzung bedeuten wird. Das ist kein Pessimismus, sondern Realismus.
 
Sie führen weiter aus, daß Sie die aktuellen Befürchtungen etwa in Hinblick auf Beitragserhöhungen für reichlich spekulativ und pauschal halten und mit verlässlichen Daten auf individueller Ebene sich diese Befürchtungen vorerst nicht belegen ließen. Können Sie mir mitteilen, woher diese verläßlichen Daten, von denen Sie schreiben, stammen und wie diese aussehen? Die mir vorliegenden Daten besagen, daß durchaus mit Beitragssteigerungen von bis zu 70 Prozent zu rechnen ist. Bedenken Sie, daß das Durchschnittseinkommen der Privatversicherten „nur“ bei rund 36.200 Euro pro Jahr liegt. Wie werden Sie für den Fall vorbeugen, daß sich die Befürchtungen dann doch als realistisch und nicht nur als spekulativ erweisen?
 
Diese deutliche Verteuerung durch den Basistarif (die Beitragsdeckelung muß ja finanziert werden) und die Mitgabe der Alterungsrückstellung (als neue Leistung; übrigens eine "erzwungene Wohltat", die aufsichtsrechtlich eigentlich gar nicht möglich ist) und die zusätzliche Hürde (Voraussetzung für einen Wechsel freiwillig gesetzlich krankenversicherter Arbeitnehmer zur PKV ist künftig, dass ihr Arbeitsentgelt in drei aufeinanderfolgenden Jahren die Jahresarbeitsentgeltgrenze überschritten hat) werden die PKV über kurz oder lang beseitigen.
 
Sicher wissen Sie, daß es inzwischen mehrere Rechtsgutachten gibt, die die vorgesehenen Eingriffe in das System der privaten Krankenversicherung und damit auch in unsere Verträge für verfassungswidrig halten. Wollen Sie tatsächlich Vertrags- und Berufsfreiheit antasten? Wollen Sie das Recht auf Eigentum in Frage stellen? Wollen Sie die Existenz von Arztpraxen und Apotheken aufs Spiel setzen (Vergütungen auf Kassenniveau bzw. Abschaffung der PKV)?
 
Meine Frau und ich können uns das nicht wirklich vorstellen. Bitte überlassen Sie das Thema nicht einer Frau, die laut Focus für den Kommunistischen Bund Westdeutschlands kandidiert und das Bekenntnis zum Grundgesetz und zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung verweigert hat.
 
Vor diesem Hintergrund erstaunt es uns nicht (mehr), daß von dieser Seite mit allen Mitteln die Beseitigung der privatwirtschaftlich organisierten Krankenversicherung betrieben und auch sehr leichtfertig mit den Bestimmungen unseres Grundgesetzes umgegangen wird. Lassen Sie sich nicht zum Erfüllungsgehilfen dieser Kreise machen.
 
Bitte sorgen Sie dafür, daß das einzige Krankenversicherungsmodell, das der demographischen Entwicklung in Deutschland und damit der Zukunft gewachsen ist und einen erheblichen finanziellen Beitrag zu Vielfalt und Qualität des deutschen Gesundheitswesens leistet, dauerhaft erhalten bleibt.
 
Nach wie vor bin ich davon überzeugt, daß die private Krankenversicherung nicht nur aufgrund des Kapital- bzw. Anwartschaftsdeckungsverfahrens besser mit den Folgen der demographischen Entwicklung fertig wird, sondern auch das gerechtere System ist. Man zahlt einen risikogerechten Beitrag, der – soweit notwendig – an steigende Versicherungsleistungen angepaßt wird und damit den medizinischen Fortschritt mit abdeckt.
 
Der Solidarausgleich findet – wie es sich für eine Krankenversicherung gehört - zwischen Gesunden und Kranken statt. Der Ausgleich zwischen arm und reich gehört nicht in die Krankenversicherung, sondern muß über das Steuersystem und mögliche Transferleistungen sichergestellt werden. Die Last kann so auf wesentlich mehr und belastbarere Schultern verteilt werden.
 
Noch ein paar Sätze zum Thema "Wettbewerb innerhalb der PKV": Sie können versichert sein, daß sich ein mündiger Bürger bei dem Wechsel in die private Krankenversicherung sehr wohl bewußt ist, daß der Aufbau der Alterungsrückstellung dazu führt, daß ein Wechsel in höherem Alter zu einem anderen Krankenversicherer mit Nachteilen verbunden ist. Daraus hat die private Krankenversicherung noch nie einen Hehl gemacht.
 
Dafür hat die private Krankenversicherung im Gegensatz zu anderen Individualversicherungen bereits vor Jahrzehnten auf eine Kündigungsmöglichkeit im Schadensfall verzichtet und garantiert die einmal vertraglich vereinbarten Leistungen im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung ein Leben lang.
 
Ich halte es für alles andere als verbraucherorientiert, wenn man nun dafür sorgen will, daß alle höhere Beiträge zahlen müssen, nur weil einige meinen, nach einigen Jahren ihren Krankenversicherer wechseln zu müssen. Das hat nichts mit Wettbewerb zu tun.
 
Gerade die private Krankenversicherung lebt von Empfehlungen. Sicher ist das keine Garantie dafür, daß es nur zufriedene Kunden gibt. Unzufriedene Kunden gibt es aber auch in Branchen, in denen ein Anbieterwechsel jederzeit und ohne Nachteile möglich ist.
 
Letztendlich wurde und wird niemand gezwungen, sich für eine private Krankenversicherung zu entscheiden. Im Gegenteil: Einem Großteil der Bevölkerung wird die Möglichkeit sogar verboten – schlimm genug.
 
Sie können aber davon ausgehen, daß sich diejenigen, die sich für einen Wechsel entschieden haben, genau überlegt haben, welche Vorteile und welche Nachteile damit verbunden sind. Offensichtlich haben die Vorteile überwogen.
 
Sicher wäre es optimal, wenn es nur Vor- und gar keine Nachteile gebe – und das nicht nur bei der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung. Diesen Zustand werden wir aber wohl nie erreichen. Wie heißt es so passend: Wo Licht ist, ist auch Schatten.
 
Verbesserungen sind in Ordnung. Hier gibt es nach unserem Kenntnisstand auch konkrete Vorschläge des Verbands der privaten Krankenversicherung. Verschlimmbesserungen und gut gemeinte, aber eben nicht gute Systemänderungen sind kontraproduktiv.
 
Lassen Sie nicht zu, daß ein vielleicht nicht optimales, aber immerhin funktionierendes System ohne Not zerstört oder auch nur geschwächt wird, ohne daß die gesetzliche Krankenversicherung und vor allem das Umlageverfahren auch nur ein bißchen besser funktionieren würde.
 
Ob im Nahen Osten, in Indien, China oder in anderen Staaten – weltweit geht der Trend dahin, Strukturen nach dem Vorbild der deutschen privaten Krankenversicherung aufzubauen.
 
Eigenverantwortung, Eigeninitiative und privatwirtschaftliches Handeln bekommen einen immer größeren Stellenwert. Und gerade das deutsche System hat oft Modellcharakter. Es gilt im Vergleich zu staatlichen Systemen als zuverlässiger und zukunftsfester. Dementsprechend gefragt ist das Wissen deutscher privater Krankenversicherer.
 
Und in Deutschland wird es direkt oder – fast noch schlimmer – indirekt abgeschafft? Das kann doch nicht wahr sein!
 

Wir setzen auf Ihre ökonomische Vernunft, auf Ihr Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft und den von der CDU immer hoch gehaltenen Grundsatz der Subsidiarität und nehmen Sie beim Wort: "Bestrebungen, die PKV zu zerschlagen, sind mit der Union nicht zu machen. Wir werden auch weiterhin für den Erhalt der privaten Krankenversicherungen mit ihrem wichtigen Beitrag für das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland eintreten."

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Verständnis. Gern stehe ich Ihnen und Ihren Mitarbeitern für Fragen und nähere Einzelheiten zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Wolfgang Gerstenhöfer