Nachruf Klaus Roth

Am 9. April 2024, habe ich erfahren, daß Klaus Roth (*31. Mai 1950 in Troisdorf) im Alter von 73 Jahren gestorben ist. Die Nachricht hat mich sehr traurig und betroffen gemacht. Klaus und ich haben uns Ende der 1980er Jahre durch die Arbeit in den Betriebsverfassungsorganen der Deutschen Krankenversicherung (DKV) kennengelernt, in der und für die Klaus bereits seit dem 1. Mai 1975 tätig war. Persönlich gesehen haben wir uns zum letzten Mal anläßlich der Beerdigung meiner Frau am 2. September 2014. Danach hatten wir noch hin und wieder Kontakt dank Facebook.

 

Er war freigestelltes Mitglied des Betriebsrats der Hauptverwaltung der DKV in Köln, zuvor war er im Bereich Elektronik beschäftigt, meines Wissens als Programmierer. Ich habe am 18. November 1988 für die erste Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) der DKV-Hauptverwaltung kandidiert. Er war Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Ich war seit dem 1. September 1986 Mitglied der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), mit dem Beginn meiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann. Er stand politisch ziemlich weit links, war dann auch Mitglied der Partei "Die Linke", ich war seinerzeit Mitglied der F.D.P., damals noch eine weitgehend liberale Partei.

 

Für die Partei "Die Linke" wurde Klaus am 25. Mai 2014 zum Mitglied der Bezirksvertretung 6 (Köln-Chorweiler) ab dem 1. Juni 2014 gewählt. Schon vor dem Jahr 2014 hatte er mit einer Sozialberatung in seinem "Veedel", Blumenberg, Chorweiler, Seeberg-Nord, begonnen. Außerdem war er zwischen dem 18. Januar 2017 und dem 23. Juni 2021 als sachkundiger Einwohner beratendes Mitglied im Ausschuß für Soziales und Seniorinnen und Senioren des Rats der Stadt Köln.

 

Nicht immer waren wir politisch einer Meinung, denke aber, daß wir uns gegenseitig immer sehr geschätzt und respektiert haben. Das hat auch dazu geführt, daß wir am 13. Mai 1998 gemeinsam auf einer von ihm und meiner Frau angeführten Liste für den Betriebsrat der DKV-Hauptverwaltung kandidiert haben.

 

Am 18. November 2010 gehörte er in Gießen zu den Gründern der Neue Assekuranz Gewerkschaft (NAG), nachdem er seit dem 19. März 2001 Mitglied der durch Zusammenschluß von fünf Einzelgewerkschaften entstandenen Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) war. Aus persönlichen Gründen, aber auch weil ich keinesfalls Mitglied des DGB werden wollte, hatte ich bereits zum 31. Dezember 1998 meinen Ausritt aus der DAG erklärt. Ich wollte nie einer Gewerkschaft angehören, die sich für die Abschaffung der privaten Krankenversicherung einsetzt.

 

"'Die Arbeitgeber werden erkennen, daß ihnen einiges, was wir fordern, ebenfalls nützt', sagt Klaus Roth, Mitglied des Gewerkschaftsrats, 'denn ein sehr wichtiges Ziel von uns ist die Sicherung der Arbeitsplätze. Dazu gehört aber nicht nur, statt um möglichst wenig Arbeitsplätze besser um einen guten Service zu konkurrieren, sondern dazu gehört auch, die Versicherungen vor den Angriffen aus der Politik zu schützen.' Klaus Roth will sich … in besonderer Weise für die Stärkung der privaten Krankenversicherung einsetzen."

(Quelle: Presseerklärung zur Gründung der Neuen Assekuranz Gewerkschaft (NAG) vom 18.11.2010)

 

Ein Linker, der sich für die private Krankenversicherung einsetzt. Überraschend vielleicht, lobens- und bewundernswert auf jeden Fall!

 

Wäre ich damals nicht bereits krank gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch in Gießen dazu gehört. Es hat nicht sollen sein.

 

Ich habe sein Engagement für die Mitarbeiter der DKV, aber letztlich auch für das Unternehmen DKV und dessen Eigenständigkeit - und für die Idee der privaten Krankenversicherung - und darüber hinaus - als Gewerkschafter und Politiker - immer sehr bewundert und geachtet. Schön, daß ich ihn kennenlernen durfte.

 

Er wird in unseren Herzen und in unseren Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse und Ereignisse weiterleben. Eines dieser Erlebnisse ist ein Besuch bei meiner Frau und mir, wir saßen im Kreis weiterer Kollegen auf der Terrasse, als er plötzlich sagte: "Wir haben Glück mit dem Wetter. Bei den Nachbarn regnet´s." Ein Blick in den Nachbarsgarten offenbarte, daß man dort einen Rasensprenger eingeschaltet hatte. Ich werde Klaus, sein umfangreiches Wissen, aber eben auch seinen Humor nie vergessen.

 

In meinen Gedanken bin ich bei seiner Familie, seinen Angehörigen und Freunden und wünsche ihnen viel Kraft und Zuversicht.

 

Auszüge aus meiner DKV-Chronik:

 

14.5.1987

In der Hauptverwaltung wird ein neuer Betriebsrat gewählt. Dieser wählt am 22.5.1987 Erika Humm zur Vorsitzenden und zur Delegierten zum Gesamtbetriebsrat, Albert Klein zum 1. stellvertretenden Vorsitzenden und Delegierten zum Gesamtbetriebsrat und Günther  Müller zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden. Diese und Klaus Roth werden auch zu freigestellten Betriebsratsmitgliedern gewählt. Vertreter der gewerblichen Arbeitnehmer im Gesamtbetriebsrat wird Max Sassenfeld.

 

10.5.1990

Die Mitarbeiter der Hauptverwaltung wählen einen neuen Betriebsrat. Am 17.5.1990 werden Erika Humm als Vorsitzende und Delegierte zum Gesamtbetriebsrat bestätigt, zum 1. stellvertretenden Vorsitzenden und Delegierten zum Gesamtbetriebsrat Klaus Roth und zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden Albert Klein gewählt. Freigestellte Betriebsratsmitglieder werden Erika Humm, Klaus Roth, Albert Klein und Peter Breidenbach. Vertreter der gewerblichen Arbeitnehmer im Gesamtbetriebsrat bleibt Max Sassenfeld. Der Gesamtbetriebsrat wählt am 11.6.1990 Günter Armenat (Krefeld) zum Vorsitzenden, Erika Humm (Hauptverwaltung) zur 1. stellvertretenden Vorsitzenden und Helmut Küpper (Duisburg) zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden. Darüber hinaus wird zusätzlich zum Außendienstausschuß (ADA) ein Innendienstausschuß (IDA) eingerichtet.

 

11.3.1993

Die Vorsitzende des Betriebsrates der Hauptverwaltung, Erika Humm, erklärt aufgrund ihrer Wahl zur Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats ihren Rücktritt. Zum neuen Vorsitzenden des Betriebsrats wird der bisherige 1. stellvertretende Vorsitzende Klaus Roth gewählt. Neue 1. stellvertretende Vorsitzende wird Erika Humm.

 

5.5.1994

Die Mitarbeiter der Hauptverwaltung wählen einen neuen Betriebsrat. Am 19.5.1994 werden Klaus Roth zum Vorsitzenden und Delegierten zum Gesamtbetriebsrat, Peter Breidenbach zum 1. stellvertretenden Vorsitzenden und Erika Humm zur 2. stellvertretenden Vorsitzenden und Delegierten zum Gesamtbetriebsrat gewählt. Freigestellte Betriebsratsmitglieder werden Erika Humm, Klaus Roth, Peter Breidenbach und Richard Ochsenschläger. Vertreter der gewerblichen Arbeitnehmer im Gesamtbetriebsrat bleibt Max Sassenfeld. Der Gesamtbetriebsrat wählt am 13.6.1994 Erika Humm (Hauptverwaltung) zur Vorsitzenden, Helmut Küpper (Duisburg) zum 1. stellvertretenden Vorsitzenden und Wolfgang Büttner (Berlin) zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden. Zusätzlich zu Außen- und Innendienstausschuß richtet der Gesamtbetriebsrat einen Bildungsausschuß ein.

 

13.5.1997

Das erste Europa-Forum der DKV konstituiert sich. Mitglieder sind Günter Bayerle (Augsburg), Erika Humm und Klaus Roth (Hauptverwaltung), Stephane van Overstraeten (dkv International), Adri Dey (Rijnmond N.V.) und Bert Knoppe (NVS Verzekeringen). Zur Sprecherin wird Erika Humm und zum stellvertretenden Sprecher wird Bert Knoppe gewählt. Die DKV Luxembourg S.A. ist nicht vertreten, da sie weniger als 20 Arbeitnehmer beschäftigt.

 

12.3.1998

Die Mitarbeiter der DKV wählen die Aufsichtsratsmitglieder der Arbeitnehmer, die am 4.5.1998 ihr Amt antreten werden. Die Angestellten werden durch Klaus Roth und Günter Bayerle vertreten, die Leitenden Angestellten wählen Rudolf Vogelmann, die Arbeiter Silvia Müller. Die Vertreter der Gewerkschaften sind Frank Fassin (ver.di) und Bernd Ullrich (DHV).

 

4.5.1998

Dr. Edgar Jannott wird in der konstituierenden Sitzung zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt, seine Vertretung übernimmt Klaus Roth.

 

13.5.1998

Die Mitarbeiter der Hauptverwaltung wählen einen neuen Betriebsrat. In der konstituierenden Sitzung wird Klaus Roth zum Vorsitzenden und Silvia Müller zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Delegierten zum Gesamtbetriebsrat sind Marion Gerstenhöfer, Silvia Müller und Klaus Roth. Von der beruflichen Tätigkeit freigestellt werden Klaus Roth, Marion Gerstenhöfer, Detlef Künnemann, Sabine Kuhlmei und Bernd Ullrich.

 

16.6.1998

Der Gesamtbetriebsrat wählt auf seiner konstituierenden Sitzung Klaus Roth (Hauptverwaltung) zum Vorsitzenden und Günter Bayerle (Augsburg) und Helmut Küpper (Duisburg) zu stellvertretenden Vorsitzenden. Sie sind auch die Vertreter der DKV im Europaforum.

 

12.5.2000

Die Arbeitnehmervertreter im ERGO-Aufsichtsrat werden durch Delegierte gewählt. Unter ihnen sind zwei DKV-Mitarbeiter: Klaus Roth (Hauptverwaltung) und Günter Bayerle (Augsburg).

 

13.2.2001

Der Vorsitzende des Betriebsrats der Hauptverwaltung, Klaus Roth, erklärt zum 28.2.2001 seinen Rücktritt. Er will sich auf seine Aufgaben als Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats konzentrieren. Der Betriebsrat der Hauptverwaltung wählt seine bisherige stellvertretende Vorsitzende Silvia Müller zu seiner Nachfolgerin. Neuer stellvertretender Vorsitzender wird Detlef Künnemann.

 

6.4.2001

Die Gesamtbetriebsräte der ERGO-Unternehmen gründen einen Konzernbetriebsrat. Delegierte des Gesamtbetriebsrats der DKV sind Klaus Roth und Silvia Müller. Vorsitzender des Konzernbetriebsrats wird Holger Stubbe (Hamburg-Mannheimer). Stellvertretende Vorsitzende Klaus Roth und Horst Poganaz (VICTORIA).

 

6.11.2001

Vorstand und Gesamtbetriebsrat schließen die Betriebsvereinbarung über das Projekt "Optimierung aller Geschäftsprozesse der DKV". Sie regelt die Vorgehensweise für den Fall, daß durch dieses Projekt Planstellen abgebaut werden sollten. Ein wesentliches Kernstück ist der Verzicht der DKV auf betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre. In der dort vorgesehenen Paritätischen Kommission wird der Gesamtbetriebsrat durch Klaus Roth und Silvia Müller vertreten.

 

27.5.2002

Der neue Betriebsrat der Hauptverwaltung konstituiert sich. Vorsitzende wird Silvia Müller. Stellvertretender Vorsitzender Detlef Künnemann. Freigestellt werden Silvia Müller, Detlef Künnemann, Klaus Roth, Sabine Kuhlmei, Petra Rick und ab 1.7.2002 Norbert Colditz. Delegierte für den Gesamtbetriebsrat sind: Klaus Roth, Silvia Müller und Detlef Künnemann.

 

3.2.2003

Die Mitarbeiter wählen mit Wirkung ab dem Ende der Hauptversammlung am 24.3.2003 als Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat Klaus Roth, Silvia Müller und Günter Bayerle für die Angestellten, Rudolf Vogelmann für die leitenden Angestellten sowie Ralf Kurth (DHV) und Frank Fassin (ver.di) für die Gewerkschaften.

 

24.3.2003

In seiner konstituierenden Sitzung wählt der Aufsichtsrat Dr. Lothar Meyer zum Vorsitzenden und Klaus Roth zum stellvertretenden Vorsitzenden.

 

22.3.2006

Die Mitarbeiter der Hauptverwaltung wählen einen neuen Betriebsrat. In seiner konstituierenden Sitzung am 4.4.2006 wählt er Silvia Müller wieder zur Vorsitzenden und Detlef Künnemann wieder zum ersten Stellvertretenden Vorsitzenden. Weitere Stellvertretende Vorsitzende werden Klaus Roth, Petra Rick, Martina Grundler und Carola Rudolph. Alle sechs werden auch für die Betriebsratsarbeit freigestellt. In den Gesamtbetriebsrat werden Klaus Roth, Silvia Müller und Detlef Künnemann delegiert.

 

6.11.2008

Das freigestellte Mitglied des Betriebsrats der Hauptverwaltung, Klaus Roth, tritt mit Blick auf seine passive Altersteilzeit als Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats sowie als Delegierter zum ERGO-Konzernbetriebsrat und zum Gesamtbetriebsrat zurück. Neue Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats wird Silvia Müller, Vorsitzende des Betriebsrats der Hauptverwaltung. Ihre Funktion als stellvertretende Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats übernimmt Detlef Künnemann, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats der Hauptverwaltung.

 

Nachruf im Kölner Stadt-Anzeiger und in der Kölnischen Rundschau vom 24. April 2024

 

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