Prozeß gegen Herrn Dr. Christian Wulff
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From: Wolfgang Gerstenhöfer
Sent: Saturday, April 19, 2014 8:06 PM
Subject: Prozeß gegen Herrn Dr. Christian Wulff
Sehr geehrter Herr Dr. Fröhlich,
im Hinblick auf das Ansehen unserer Bundesrepublik Deutschland und unseres demokratischen Rechtsstaats verfolge ich die Aktivitäten Ihrer
Staatsanwaltschaft gegen Herrn Dr. Christian Wulff mit Schrecken.
So sehr ich den Rücktritt von Herrn Dr. Wulff von dem Amt als Bundespräsident begrüßt habe, so sehr halte ich die Anklage wegen angeblicher
Vorteilsannahme für völlig unangemessen.
Der Rücktritt war meines Erachtens überfällig, da Herr Dr. Wulff auf die vor allem durch die und in den Medien erhobenen Vorwürfe gegen ihn
unprofessionell reagiert hat. So verhält sich kein Bundespräsident. Und auch kein Mensch, der ein Buch unter dem Titel "Besser die Wahrheit" herausgebracht hat.
Ihm fehlte einfach die nötige Reife für dieses Staatsamt. Leider hatte man im Vorfeld nicht auf mich gehört.
Die Anklage gegen ihn halte ich allerdings für einen großen Fehler, der noch dadurch vergrößert wird, daß Ihre Staatsanwaltschaft dagegen nun
auch noch in die Revision geht, wenn ich das den Medien richtig entnehmen konnte.
Glauben Sie denn wirklich, daß sich ein Ministerpräsident und späterer Bundespräsident durch den Betrag, um den es wohl geht, tatsächlich in
irgendeiner Weise beeinflussen läßt? Von Bestechlichkeit sprechen Sie wohlweislich nicht (mehr).
Das wäre ein Armutszeugnis für unseren Staat, denn dann müßten die Bezüge für die Inhaber solcher Ämter sehr niedrig sein. Das sind sie aber
sicher nicht.
Lassen Sie die Angelegenheit auf sich beruhen. Sie ist schon peinlich genug.
Was wollen Sie erreichen? Die doch recht lange dauernden Ermittlungen im Nachhinein rechtfertigen, die im Grunde nichts gebracht haben.
Sie geben mit Ihrem Vorgehen meiner Meinung nach unseren Rechtsstaat der Lächerlichkeit preis und beschädigen damit auch noch das Ansehen des
Bundespräsidentenamtes, das er Herr Dr. Wulff nun einmal bekleidet und dadurch schon genug Schaden genommen hat.
Letztendlich sind Herr Dr. Christian Wulff und die Staatsanwaltschaft Opfer der Medien, der sogenannten Vierten Gewalt geworden. Es ist sehr
bedauerlich, daß viele, die sich nach wie vor Journalisten nennen, nicht mehr wissen oder nicht mehr wissen wollen, daß die Pressefreiheit ein hohes Gut ist, mit dem sehr verantwortungsbewußt
umzugehen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Gerstenhöfer
Zaunkönigweg 5
50189 Elsdorf/Rheinland